FOTOAUSSTELLUNG
RÄUME DER MOBILITÄT
14. März – 9. Juni 2024

Rede des Kursleiters zur Ausstellungseröffnung

Guten Abend.

Zunächst die Fakten:

Fast auf den Tag genau vor 2 Jahren sind wir mit dem Kursangebot Räume der Mobilität, dessen Resultate wir Ihnen heute zeigen können, gestartet. An 8 Wochenenden haben insgesamt 32 Kursteilnehmende fotografiert, 16 von ihnen haben durchgehalten und diese Ausstellung gemeistert. Die Orte, an denen wir fotografiert haben, waren zahlreich: Begonnen haben wir mit einer Autowaschstraße in Bad Vilbel, weiter ging es in und um Frankfurt zu nächtlichen Tankstellen, Parkhäusern, LKW-Rastplätzen, Kundenparkplätzen großer Einkaufszentren, privaten Garagenhöfen, auf Bahnhöfe, S- und U-Bahnstationen nebst RMV-Betriebshöfen, zur Landebahn des Flughafens und seiner Infrastruktur. Wir haben die städtischen Häfen bei Nacht und Tag aufgesucht und Schleusen abgelichtet und an verschiedenen Locations das Thema Rad visualisiert, ob in Darmstadt, Kelsterbach oder auf dem Oederweg.
Aus genau 2008 Bildern, die es in die jeweiligen Nachbesprechungen der einzelnen Stationen geschafft hatten, zeigen wir Ihnen heute – nach einem Mammutauswahlwochenende – ca. 80 Fotografien zu den Themenbereichen Straße, Schiene, Wasser, Luft und Rad. Eine Sonderstellung nehmen Garagenhöfe ein, aber dazu später.

Worum geht es?

Besser als ich es je ausdrücken könnte, hat Bernhard Stein, einer der hier heute Ausstellenden, es in seinem Text zur Presseerklärung beschrieben, ich zitiere:

„Mobilität ist eine essentielle Basiskonstante unserer modernen Industriegesellschaft. Wo Räume der Mobilität in der Vergangenheit durch Architektur als öffentliche Bauten ästhetisch hervorgehoben wurden, sind sie heutzutage meist individuell wahrgenommene Zweckräume. Diese werden zwar täglich von uns genutzt, sinnlich aber oft ausgeblendet. Die spezielle Ästhetik und den situativen, sinnlichen Charme dieser Räume zu entdecken, war Ziel der Kursreihe Räume der Mobilität.“ Zitatende.

Soll im Klartext heißen: Jeder Ort, den wir aufgesucht haben, löste in jedem von uns eine spezielle Emotion aus, der es Ausdruck zu verleihen galt, ob die bedrückende Tristesse eines Bahnhofes im Frankfurter Osten oder die Faszination für Kinder wie Erwachsene (ich spreche aus eigener Erfahrung) auf der Besucherterrasse des Flughafens. Die sachlich-emotionslose Fotografie einer Schleuse mag zunächst nicht weiter beeindrucken, rückt vielleicht aber beim zweiten Gedanken die Bedeutung dieses Bauwerkes für unser aller Mobilität in den Focus des Bildbetrachtenden. Und wenn ich an einem frühen Sonntagmorgen auf der obersten Etage des Parkhauses Skyline Plaza durch die sonnendurchfluteten, farbig angelegten Lamellen den Himmel betrachte (das entsprechende Bild hängt in der 4. Etage), wird mir – als Liebhaber von Gewerbegebieten – warm ums Herz: „Sometimes I wake up in the morning to red, blue, and yellow skies – it’s so crazy I could drink it like tequila sunrise.“ Danke, Lana del Rey, für diese Zeilen.

Als Kursleiter greife ich während des fotografischen Tuns kaum ein, verteile aber vor jedem Fotowochenende sogenannte Kleine Aufgabenzettel, einerseits als Anregung, vor allem aber als Rahmen für die anschließenden kritischen Nachbesprechungen der Arbeitsergebnisse. So, meine feste Überzeugung, kann eine individuelle Stilbildung stattfinden, und immer wieder erstaunt es alle gleichermaßen, wie unterschiedlich die Fotografien ausfallen, obwohl alle am gleichen Ort gewesen sind. Als überzeugter Anhänger der sogenannten Düsseldorfer Schule – Stichwort Bernd und Hilla Becher – habe ich natürlich so meine Vorstellungen zu fotografischen Auffassungen, scheitere allerdings immer wieder an der Widerspenstigkeit meiner Kursteilnehmenden. Was aber den unschätzbaren Vorteil für Sie als Ausstellungsbesucherinnen und -besucher hat: Nämlich das Erlebnis der Vielfalt fotografischer Herangehensweisen. Und das ist gut so und gilt übrigens nicht nur für den Inhalt der Bilder, sondern auch für deren Präsentation: Neben der klassischen Vergrößerung im Rahmen – geprintet auf 310 gr. Museum Natural Smooth aus dem Hause Hahnemühle von der Firma Zenger in Hanau – gibt es auf den Etagen 3 und 4 auch ausgewählte Prints auf Aludibont und Acryl zu sehen.

Bei einem Thema habe ich allerdings nicht lockergelassen, nämlich beim schnörkellosen Dokumentieren von privaten Garagenhöfen im Rhein-Main-Gebiet. Und so können wir Ihnen heute zusätzlich einen kleinen eigenen Garagenhof in der 4. Etage, gaaaanz am Ende des langen Ganges, zeigen: 60 kleinformatige Fotografien eines Symbols der Mobilität aus dem Nachkriegsdeutschland, das immer mehr zu Gunsten von Tiefgaragen aus dem Stadt- und Landbild verschwindet.

Die Ausstellung ist kein politisches Statement sondern sie zeigt (Zitat Presseerklärung) „mit ihren Fotografien und Serien die Selbstverständlichkeit, mit der Mobilität uns täglich begegnet“. Wenn die Bilder „zu Achtsamkeit und zur Auseinandersetzung rund um eine nachhaltige und ressoursenschonenden Art der Fortbewegung anregen“ … Zitatende, sind die Ausstellenden sicher nicht böse.

Apropos Ausstellende: Sie werden verstehen, dass ich Ihnen bei 16 Menschen hinter den Bildern (darunter alte Ausstellungshasen aber auch solche, für die der heutige Tag eine Premiere darstellt) nicht jede oder jeden in Zusammenhang mit ihren bzw. seinen Bildern vorstellen kann, geschweige denn, dass ich auf einzelne Bilder eingehe. Bevor ich nun aber wenigstens die Fotografinnen und Fotografen, die sich hier hinter mir versammelt haben, namentlich erwähnen möchte, einige Hinweise:

Die Ausstellung erstreckt sich über das ganze Haus, sprich von der ersten bis zur fünften Etage, meist in der Nähe des Treppenhauses. Einzig in Etage 4 ist der lange Gang zu den Räumen 4001 und 4002 Ausstellungsfläche und mündet am Ende in den bereits erwähnten Garagenhof.

An den Bildern kleben rechts unten auf dem seitlichen Aluprofil Nummern. Sie verweisen, zusammen mit dem Faltblatt, das heute verteilt wurde, auf die jeweiligen Fotografinnen und Fotografen.

Viel, viel mehr erfahren Sie über die Ausstellung, wenn Sie den in jeder Etage aushängenden QR-Code scannen und die Webseite www.raeume-der-mobilitaet.de besuchen.

Des Weiteren möchte ich Sie auf zwei Rundgänge am 17. April sowie am 15. Mai 2024 jeweils um 19 Uhr hinweisen, auf denen die Ausstellenden Rede und Antwort zu ihren Arbeiten stehen werden.

Zu guter Letzt ein kurzer Werbeblock: Ja, natürlich würde die Eine oder der Andere gern auch ein Bild verkaufen. Hierzu sprechen Sie bitte die jeweiligen Personen an …

… als da nun sind in alphabetischer Reihenfolge:
Heidrun Barnikol-Veit
Bernd Becker
Kerstin Hellmann
Nicoline Mahnkopf
Michele Mastroserio
Rita Paul
Oliver Plätzerannäherd
Helmut Plaha
Silke Puls
Carola Richtsteig
Norbert Rotsch
Brigitte Sinke
Bernhard Stein
Thomas Stein
Christina Unger und last but not least
Carmen Vieten …

… im Laufe des Abends an den orangenen Bändchen am Handgelenk zu erkennen, was allerdings nicht bedeuten soll, dass, wie im Club Mediterrane, der Apfelwein nur für sie fließt.

Dankeschön für euer Durchhalten, eure Kreativität, all die Arbeiten, die für diese Ausstellung nötig waren, vor allem aber für euren Mut, euch heute hier mit euren Arbeiten der Öffentlichkeit zu stellen. Mein persönlicher Dank an die Gruppe auch dafür, dass es gelungen ist, dass alle (Stichwort „alte Hasen und junge Fohlen“) annäherd mit der gleichen Anzahl von Bildern in dieser Ausstellung vertreten sind.

Ein herzlicher Dank für alles im Hintergrund geht an meine Chefin Nicola Wagner, Corinna Geiss und an die VHS im Allgemeinen dafür, dass wir hier im Haus mit unseren Bildern zu Gast sein dürfen.

Das Wort zum Schluss hat – wie immer – der ehemalige Bundestrainer Berti Voigts, damals allerdings noch nicht gendergerecht: „Die Mannschaft ist der Star!“

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Ausstellung ist eröffnet.